Forschung
In mehreren Projekten werden im Rahmen von Diplomarbeiten und Studienprojekten und in Zusammenarbeit mit öffentlichen und freien Trägern, insbesondere der EFB Strausberg, und in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Heil- und Rehabilitationspädagogische Psychologie der Universität Potsdam schwerpunktmäßig Themen integrativer Förderung bearbeitet. Integrative Förderung bedeutet entwicklungsbegleitende Intervention bei entwicklungs- und lernschwierigen Kindern. Die Förderung findet in den natürlichen Lebenskontexten der Kinder als Einzel- oder Gruppenförderung durch die natürlichen Bezugspersonen der Kinder, durch Erzieherinnen, Lehrer und Eltern, statt und schließt die Fortbildung sowie das Training dieser Bezugspersonen als Voraussetzung wirksamer Förderung ein.
Ziel ist die Entwicklung von Förderprogrammen, die Gestaltung von Praxisprojekten integrativer Förderung und die Evaluation entwickelter Förderprogramme sowie von Projekten integrativer Förderung.
So wie in einem Anwendungsfach der Psychologie nicht anders zu
erwarten, erfolgt die Forschung in engem Praxisbezug. Ein Ergebnis
dieser praxisbezogenen Arbeit ist das „Netzwerk Integrative
Förderung - NIF". In diesem Netzwerk kooperieren z.B. Erzieherinnen
aus verschiedenen Bundesländern, die nach dem Konzept der integrativen
Förderung arbeiten, und es erfolgt Weiterbildung, Praxisunterstützung
sowie Beratung für diejenigen, die neu beginnen wollen, in ihrem
Arbeitsbereich Vorhaben integrativer Förderung zu realisieren. Die
Koordination des Netzwerkes erfolgt durch PD Dr. Bernd-Rüdiger Jülisch,
Lehrstuhl Pädagogische Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin
gemeinsam mit Dr. habil. Detlef Häuser, Erziehungs- und
Familienberatungsstelle Märkisch-Oderland. Wegen der Nachfrage in der
Praxis und in Verwirklichung des Prinzips der Einheit von Forschung und
Lehre wird im Interventionsblock des Wahlmoduls Pädagogische
Psychologie im Rahmen des Reformstudienganges auf integrative Förderung
fokussiert.
Aktuelle
Arbeitsschwerpunkte am Lehrstuhl Pädagogische Psychologie sind die
Sprachförderung in Kindertagesstätten bei sprachauffälligen Kindern
(kitaintegrierte Sprachförderung) und die Förderung lernschwieriger
Grundschüler.
Im Arbeitsschwerpunkt Sprachförderung in der Kita wurde im Rahmen
eines Brandenburger Modellprojektes „Sprechverhalten und
Sprachförderung in der Kindertagesstätte“ das Sprachförderprogramm
„Handlung und Sprache“ (Häuser & Jülisch, 2002) entwickelt und bei
5 und 6 jährigen Kindern evaluiert (Projektinformationen s.
Datenbank ProKita beim Deutschen Jugendinstitut). In einer
längsschnittlich angelegten Interventionsstudie in Berliner
Kindertagesstätten wurden die Effekte der Förderung mit diesem Programm
bei jüngeren Kindern untersucht. Die kitaintegrierte Sprachförderung
mit dem Programm Handlung und Sprache wird von Erzieherinnen
durchgeführt, die sich in berufsbegleitender Weiterbildung auf diese
Förderung vorbereiten. "Kompensatorische Sprachförderung ein
Jahr vor der Einschulung" ist ein Projekt des MBJS des
Landes Brandenburg, um in den nächsten Jahren 1500 Erzieherinnen aus
allen Kindertagesstätten des Landes für die kitaintegrierte
Sprachförderung zu qualifizieren. Gemeinsam mit dem Netzwerk
Integrative Förderung wurde in der Arbeitseinheit Pädagogische
Psychologie am Institut sowohl das Konzept als auch gemeinsam mit
zahlreichen Studierenden das Komplettset an Diagnostik-, Förder- und
Weiterbildungsmaterialien für dieses Vorhaben entwickelt. Träger für
die Realisierung dieses bislang in Deutschland einmaligen
Weiterbildungs- und Fördervorhabens ist das
Berliner Institut für Frühpädagogik. Als Dozentinnen werden in
diesem Weiterbildungsprojekt - vor allem aber in den NIF-Kursen - auch
Diplomandinnen und Absolventinnen der Pädagogischen Psychologie aktiv.
In Fortführung der Untersuchungen zur Sprachförderung wurden weitere Studien durchgeführt, um die Effektivität einer elternbasierten Intervention zu prüfen. Abgeschlossen ist auch ein Pilotprojekt zur Förderung mehrsprachiger Kitakinder mit dem im Rahmen des Pilotprojektes entwickelten Programm „Verstehen, handeln, sprechen“. Gegenwärtig wird dieses Förderprogramm überarbeitet und eine Nachfolgestudie geplant.
Im bisherigen Arbeitsschwerpunkt integrative Förderung
lernschwieriger Grundschüler stand bislang die Förderung metakognitiver
Kompetenzen in Verbindung mit der gleichzeitigen Förderung kognitiver
Basiskompetenzen im Mittelpunkt. Mehrere Teilstudien wurden
durchgeführt. Die Problemlage im Schuleingangsbereich und die
flächendeckende Einführung der neuen Schuleingangsstufe in Berlin war
jedoch Anlass zu einer Neubewertung der Bedarfslage mit Blick auf
integrative Förderung und eine engere Verbindung mit den Arbeiten zur
Förderung im Vorschulalter. Anknüpfend an entwicklungspsychologische
Studien von Prof. em. Hubert Sydow zum kognitiven Training wird ein
Programm zur kitaintegrierten Förderung von Vorläuferfähigkeiten des
Mathematiklernens entwickelt und evaluiert.
Weitere bearbeitete Themen integrativer Förderung:
- Kitaintegrierte Basisförderung bei Kindern mit heterogenen Entwicklungsauffälligkeiten.
- Integrative Förderung kommunikativer Kompetenz im Vorschul- und Grundschulalter mit dem am Lehrstuhl entwickelten Programm „Fairness 2000“.
siehe auch: Diplomarbeiten am Lehrstuhl Pädagogische Psychologie