Humboldt-Universität zu Berlin - Lebenswissen­schaftliche Fakultät - Institut für Psychologie

Ära Klix (1962-1990)

1962 wurde Friedhart KLIX zum o.Professor und Institutsdirektor berufen, nachdem zuvor dem Institut eine Interimsleitung aus drei Personen vorstand (G.ROSENFELD, H.HIEBSCH, F.KLIX ).
KLIX setzte die bereits in Jena eingeleitete neue Ausrichtung der Forschung und Lehre, welche durch eine enge Bindung an Kybernetik und Mathematik sowie eine strikt experimentelle Grundlegung gekennzeichnet war, am Berliner Institut fort. Das Institut wurde strukturiert in: Grundlagen der Psychologie, Ingenieurpsychologie und Klinische Psychologie. Junge Wissenschaftler, z.T. in anderen Wissenschaftsdisziplinen ausgebildet, prägten neue Forschungsrichtungen in der Allgemeinen Psychologie und bauten neue Lehrveranstaltungen auf. Im September 1964 wurden Ergebnisse dieser Neuorientierung auf dem Internationalen Symposium "Psychologische Probleme Kybernetischer Forschung" in Berlin präsentiert (vgl.auch Z.Psychol.,171,1965).

Von 1966 an wird am Institut kontinuierlich psychophysiologische Forschung betrieben, nachdem bereits Mitte der 50-ger Jahre unter GOTTSCHALDT dieser Forschungsansatz erprobt worden war. Seither ergänzen psychophysiologische Methoden experimentelle Untersuchungen der Allgemeinen Psychologie und der Arbeits-und Ingenieurpsychologie, ab Mitte der 80 -ger Jahre auch der Klinischen Psychologie.

Für die psychologische Praxis in der DDR wurde die Orientierung auf eine standardisierte Psychodiagnostik (1966 Symposium zur "Intelligenzdiagnostik") und die Entwicklung der Lehre und Forschung zur Psychotherapie(Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie, entspannende Verfahren) sehr wichtig. Das waren seinerzeit keine Selbstverständlichkeiten in der DDR, weil die Anwendung standardisierter psychodiagnostischer Verfahren (Tests) im Bereich Volksbildung zu dieser Zeit untersagt war.

1968 wurde als Ergebnis der 3.Hochschulreform in der DDR an der Humboldt-Universität eine Sektion Psychologie gegründet, der zunächst auch die Psychologen aus dem pädagogischen Bereich angehörten. Der erste Sektionsdirektor war Gerhard ROSENFELD. Diese Vereinigung sehr unterschiedlich orientierter psychologischer Institutionen hatte nur kurzen Bestand und als Sektion Psychologie wurde,nach einer Trennung, allein das vormalige Institut für Psychologie geführt. Direktor war bis 1970 F.KLIX. Von 1970 bis 1973 war dann H.-D.SCHMIDT Sektionsdirektor, von 1974 bis 1984 erneut F.KLIX und von 1984 bis 1990 Klaus-Peter TIMPE.

Charakteristisch für die Ausbildungssituation der künftigen Diplompsychologen in der DDR war zu dieser Zeit das fehlende Angebot zeitgemäßer Lehrbücher außerhalb von Universitätsbibliotheken. Diese Situation wurde für die Grundlagenausbildung durch drei Lehrbücher behoben, die an der Berliner Sektion Psychologie erarbeitet wurden: "Allgemeine Entwicklungspsychologie" von Hans-Dieter SCHMIDT, seit 1970 der einschlägige Standardtext, "Information und Verhalten" von Friedhart Klix, seit 1971 das Standardlehrbuch der Allgemeinen Psychologie und "Die Messung psychischer Eigenschaften" von Walter GUTJAHR (1971), ein Lehrbuch zur Psychometrie.
Die Reihe dieser Lehrbücher wurde später ergänzt um: "Mathematische Psychologie" von Hubert SYDOW und Peter PETZOLD (1981); "Grundlagen der Methodologie und Methodik der Psychologie" von Lothar und Helga SPRUNG (1984) sowie "Angewandte Statistik" von Bodo KRAUSE und Peter METZLER (1984).

Friedhart KLIX, seit 1965 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Hubert SYDOW und Werner KRAUSE bauten von 1969 an den Bereich Grundlagen der Kybernetik am Zentralinstitut für Kybernetik und Informationsprozesse (ZKI) der Akademie der Wissenschaften auf. Die Abteilung Analyse und Synthese von Problemlösungsprozessen (H.SYDOW und W.KRAUSE) wurde zur Keimzelle für ein anvisiertes Zentralinstitut für Psychologie an der Akademie der Wissenschaften.
Ein weiterer Schritt hin zu diesem strategischen Ziel war dann 1983 die Gründung eines Bereiches Psychologie am ZKI ,dessen erster Leiter Joachim HOFFMANN, zuvor o. Professor an der Sektion Psychologie der Humboldt-Universität, wurde. Allerdings wurde dieses Ziel nicht mehr erreicht.

Nachdem die IUPsS (International Union of Psychological Sciences), deren Exekutivkommitee F.KLIX angehörte, anläßlich ihres Weltkongresses in Mexiko-City (1976) beschlossen hatte, den XXII.Internationalen Kongreß für Psychologie 1980 in Leipzig auszurichten, wurde die personelle und materielle Ausstattung der universitären Ausbildungsinstitutionen für Psychologie in der DDR (Berlin, Dresden, Jena, Leipzig) beträchtlich erweitert. An der Berliner Sektion arbeitete unter Leitung von H.SYDOW das Programmkommitee des Kongresses. F.KLIX war Präsident dieses Kongresses und wurde in Leipzig für den Zeitraum von 1980 bis 1984 als Präsident der IUPsS gewählt. Zwischen 1978 und 1989 konnten neben F.KLIX und H.- D.SCHMIDT sechs weitere Wissenschaftler zum o. Professor berufen werden (H.SYDOW, J.HELM, J.HOFFMANN, K.-P.TIMPE, U.SCHAARSCHMIDT in der Nachfolge von J.HELM und E. v. der MEER).Hinzu kamen drei zum ao. Professor berufene Dozenten ( E.KASIELKE, B.KRAUSE und K.ZIMMER). Hans-Jürgen LANDER, bereits 1972 zum o. Professor für Allgemeine Psychologie berufen, folgte 1975 einem Ruf nach Leipzig, ebenso Hans-Georg GEISSLER (1982). W.KRAUSE nahm, nachdem eine Institutsgründung an der Akademie der Wissenschaften nicht mehr realistisch war, einen Ruf an die Universität Jena an und Lothar SPRUNG wurde 1990 o. Professor am neu begründeten Institut für Wissenschaftsphilosophie und Humanontologie der Humboldt-Universität.
1980 konnte der erste Computer (Hewlett Packard) an der Sektion installiert und für die Steuerung und Analyse von Experimenten genutzt werden (bevorzugt zur Darstellung und Analyse ereigniskorrelierter Hirnpotentiale).
1982 wurde der Sektion Psychologie ein Psychodiagnostisches Zentrum angegliedert. Mit der Gründung dieses Zentrums war ein Fernziel erreicht worden. Der Arbeitsschwerpunkt dieses Zentrums war die Entwicklung und Standardisierung psychodiagnostischer Verfahren, sowie die Bearbeitung und Publikation von Verfahren, die nicht am Zentrum erarbeitet worden waren. Leiter dieses Zentrums war Uwe SCHAARSCHMIDT.
Zwischen 1982 und 1988 wurde ein Projekt der IUPsS und des ICSU (International Council of Scientific Union), Mensch-Rechner-Interaktion, von einer Projektgruppe aus den Bereichen Grundlagen der Psychologie und Arbeits-und Ingenieurpsychologie bearbeitet (Leitung: F.KLIX/H.WANDKE). Die Forschungsergebnisse der Projektgruppe wurden auf vier Internationalen Symposien präsentiert und u.a. im Verlag North Holland, Amsterdam, publiziert.
1990 wurde dann die Reihe Internationaler Symposien an der Sektion Psychologie mit dem Symposium: 100 Jahre Zeitschrift für Psychologie, abgeschlossen.