Humboldt-Universität zu Berlin - Lebenswissen­schaftliche Fakultät - Institut für Psychologie

Entwicklung der Ingenieurpsychologie




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Der Lehrstuhl wurde mit der Neustrukturierung des Instituts im Jahre 1992 neu eingerichtet. Ingenieurpsychologische Untersuchungen haben eine Tradition und werden am Institut für Psychologie bereits seit dem Begin der 60er Jahre durchgeführt (Gestaltung von Anzeige- / Bedienelementen und Leitwarten in der Prozessindustrie und von Zentralen der Verkehrsüberwachung und -lenkung). Seit ca. 20 Jahren werden Probleme auf dem Gebiet der Software-Ergonomie erforscht. In diesem Zusammenhang sind neben Mensch-Technik-Interaktionen in der Industrie verstärkt solche im Dienstleistungsbereich und bei Privatanwendern untersucht worden.

Forschungsaktivitäten 

Die Forschungsthemen zeichnen sich durch eine enge Verbindung zwischen kognitionspsychologischen Grundlagen und Anwendungen aus. Mittels experimenteller und empirischer Untersuchungen wird geprüft, wie die Gebrauchstauglichkeit (Usability) von interaktiven Systemen verbessert werden kann.

Analyse, Gestaltung und Evalutation von Mensch-Technik- Interaktion

Diese Untersuchungen werden auf folgenden Anwendungsgebieten durchgeführt:

  • Websites - hier geht es insbesondere darum, wie Links und andere Navigationselemente bzw. -tools angeordnet, bezeichnet, strukturiert und beschrieben werden sollten, damit die Informationssuche auf Websites mit geringem visuellen und kognitiven Aufwand verläuft.
  • Assistenzsysteme - hier werden Fahrerassistenzsysteme (Fahrsicherheit, Fahrkomfort), Systeme zur Unterstützung von Benutzung in "intelligenten Häusern" (Zugriff auf Unterhaltungsmedien), Assistenzsysteme für Behinderte (Nutzung öffentlicher Automaten  durch Sehschwache und Blinde) und telemedizinische Systeme zur Anwendung durch Patienten untersucht.

Dabei geht es um:


- die Analyse von Anforderungen,
- die Evaluation von Prototypen,
- die Auswirkung adaptierbarer versus adaptiver Systeme,
- die Funktionsteilung zwischen Mensch und System,
- die Auswirkungen von autonom agierenden Systemen,
- die Bildung und Veränderung mentaler Modelle und
- die multimodale Interaktion.

Aktuell forschen Mitarbeiter unseres Lehrstuhls, des Zentrum Mensch-Maschine-Systeme an der Technischen Universität Berlin und der Human-Factors-Consult GmbH zusammen in dem Kooperationsprojekt Vernetztes Fahren.


Entwicklung von Methoden und Software-Werkzeugen zum Einsatz von Usability

   Engineering Prozess

In diesem Thema geht es um die Implementierung psychologischen Wissens in Software-Werkzeuge. Es werden neue Methoden zur Evaluation von informationstechnischen Objekten (insbesondere Websites) entwickelt. Dazu gehören integrierte Software-Umgebungen zur Aufzeichnung und Auswertung von Logfile-Daten, die Entwicklung eines Fragebogens zur Beurteilung der Usablity von Online-Shops und die Entwicklung neuer Methoden zur Analyse der Aufmerksamkeit von Benutzern (partielles De-Greeking, dynamisches Quick-Click, Serendependy-Test). Zu den Software-Werzeugen gehören ein Informations- und Ratgebersystem zur User Interface Gestaltung (INRA), ein System zur Analyse und Bewertung von Bedien- und Anzeigegeräten im Fahrzeug (CAR-E) und ein System zur Unterstützung von Entwicklern von Assistenzsystemen (GUIDEAS).

Dokumenten-, Content- und Wissensmanagement

Im Rahmen von Industrie-Projekten wurden Untersuchungen zur Usability von Contentmanagementsystemen durchgeführt. Es handelte sich dabei um Heuristische Evaluationen, Anforderungs- und Zielgruppenanalysen, sowie aufgabenorientierte Benutzertest mit den kommerziell verfügbaren Systemen NPS4 (Infopark AG) und CM4all (Contentmanagement AG), sowie um Analysen zum Wissensmanagement bei Inhouse-Systemen verschiedener Unternehmen. Ein weiteres Projekt beschäftigte sich mit der Entwicklung von Methoden zur Anforderungsanalyse für ein KMS im Bereich der industriellen Entwicklung von Software für Echtzeitsysteme. Ein Schwerpunkt war die Eigenentwicklung eines Dokumentenmanagementsystems mit der Bezeichnung WEP (Wissens- und Erfahrungspool), das für eine Forschungsabteilung eines internationalen Unternehmens entwickelt wurde. In WEP wurden Grundideen des integrierten Wissensmanagements (Verbinden von Aufgabenbearbeitung und Wissensaustausch) erstmals auf der Basis von Benutzerstudien und Aufgabenanalysen direkt umgesetzt. Dieses System befindet sich seit ca. 3 Jahren erfolgreich im täglichen Einsatz. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik wurden Usability-Analysen eines Wissensportals (KnowledgeMiner) im Einsatz bei einem großen deutschen Automobilhersteller vorgenommen.

Untersuchung zu emotionalen Komponenten  von Usability

Es wird untersucht, welche Verhaltsparameter geeignet sind, um offline (im Labor) und

online (im Feld) das emotionale Involvement von Benutzern beim freien Explorieren von

und bei der gezielten Informationssuche auf Websites zu erfassen.


Untersuchung von Prozessführung

Im Rahmen der Betreuung von Diplomarbeiten und Dissertationen wurden folgende Themen in Kooperation mit Partnern bearbeitet:

  • Vergleich aufgabenorientierter Gestaltungsvarianten anhand von Simulationsexperimenten mit dem Ziel eines standardisierten Bedienkonzepts für unterschiedliche Transferstraßen in der Fertigung eines Automobilherstellers.
  • Untersuchungen zu den Effekten eines modellbasierten Simulationstrainings auf die Aufmerksamkeit und Handlungskompetenz bei der Flugsicherungsaufgabe.
  • Untersuchungen zur Interpretation und Prädiktion von Kurvenverläufen in prozesstechnischen Anlagen.

Drittmittelprojekte

Neben einer Vielzahl kleinerer Projekte, die hauptsächlich durch Wirtschaftunternehmen gefördert wurden, sind folgenden Projekten mit mehrjähriger Laufzeit und einem Fördervolumen > 100 T€ in den letzten Jahren durchgeführt worden:

  • Wissensgewinnung, -modellierung und -darstellung und ihre Anwendung bei rechner-basierten Unterstützungswerkzeugen WEDA (im Rahmen eines Verbundprojektes) Projektförderung: BMBF, Förderprogramm Arbeit und Technik
  • Software-ergonomische Evaluation der Initiative "Schulen ans Netz" (im Rahmen eines Verbundprojektes) Projektförderung: SaN e.V und BMBF
  • Navigationsunterstützung, Transparenz und Medienkompatibilität in Intranets für virtuelle Seminare ( NATIVE) Projektförderung: DFG
  • Entwicklung eines Software-Werkzeugs zur Integration und Restrukturierung von intern genutzten Informationen und Wissen. Projektförderung: Industrie
  • Elektronische Multimedial Bedien- und Serviceassistenz - EMBASSI (im Rahmen eines Verbundprojektes) Projektförderung: BMBF, Förderprogramm Leitprojekte zur Mensch-Technik-Interaktion in der Wissensgesellschaft.